Praxistag taktische Einsatzmedizin mit der Capsarius Akademie in Dortmund
- Martin Sendlbeck

- Jul 8
- 5 min read
Einsatzmedizin ist im Wandel - schon längst erfordern die jüngsten Ereignisse ein Umdenken bei Polizei, Rettungsdienst, Feuerwehr und Militär. Die Capsarius Akademie hat sich der taktischen Notfallmedizin verschrieben und dazu einen Praxistag ins Leben gerufen, der den Austausch ermöglicht und durch praxisnahe Übungen den Horizont erweitert. Wir waren vor Ort und haben den Tag begleitet.
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Praxistag taktische Einsatzmedizin

Der Praxistag für taktische Einsatzmedizin fand am 25.06.2025 in Dortmund statt. Teilnehmer der Veranstaltung waren Einsatzkräfte aus der Bundeswehr, der Polizei, dem Rettungsdienst und der Feuerwehr. Das Ziel der Veranstaltung ist der Austausch zwischen den Behörden (von einander lernen) und Hands-on in der Praxis zum Thema Terror- und Amoklagen.

Der Veranstalter ist die Capsarius Akademie, vertreten durch Carsten Dombrowski "Callsign Doc", der selbst in vielen Bundeswehr-Auslandseinsätzen in seiner aktiven Dienstzeit war. Er blickt auf über 25 Jahre Erfahrung im Bereich taktische Einsatzmedizin zurück und hat zu diesem Thema auch mehrere Fachbücher veröffentlicht. Medizin außerhalb der Komfortzone ist ihm eine wichtige Angelegenheit.

Nach der Eröffnung durch Carsten und dem Tagesablaufplan ging es direkt mit dem "Rahmenprogramm" los - eine Darstellung eines Amoklaufs mit anschließender CCP (Casualty Collection Point, Verletztensammelstelle) - also der Erstversorgung von Verwundeten in den ersten kritischen 15 Minuten, die über Leben und Tod entscheiden.

In der Darstellung wurde zunächst ohne Erklärung der Ablauf demonstriert, während die Symposiums-Teilnehmer als Zuschauer erste Schlüsse ziehen konnten.

Gedanken wie: "Um wen kümmere ich mich zu erst (Triage)", "welche Maßnahmen ergreife ich" und "kann ich mich bereits sicher in der Umgebung bewegen" kommen hier in den Sinn.

Nach der Vorführungen werden von den Referenten genau diese Überlegungen und Findings besprochen, damit die Teilnehmer anschließend gut vorbereitet und mit dem "Szenario" im Kopf in Stationen gehen konnten.

Die Stationen, die jeder Teilnehmer in kleineren Gruppen durchlaufen mussten, waren wie folgt aufgegliedert:
CCP - Casualty Collection Point, Verletztensammelstelle - Erstversorgung / Maßnahmen nach einer Terror/Amoklage mit mehreren Verletzten
Blutstillung - Stoppen von kritischen Blutungen
Atemwegssicherung - Gewährleistung der Atmung
Tragemittel - Transport und Verbringung von Verletzten
CUF - Care und Fire - Verhalten im Gebiet einer Terror/Amoklage
Low Light - Arbeiten im Dunkeln
Industrie - Aussteller der Industrie - Produkte und Hersteller kennenlernen
Jede Station war mit 45 Minuten pro Gruppe angesetzt, der Zeitplan hat sehr gut über den Tag verteilt für alle Teilnehmer funktioniert - für das leibliche Wohl wurde selbstverständlich auch gesorgt!

Die erste Station CCP war ein Abbild der ersten Vorführung, nur im kleinen Rahmen. Schlechte Lichtverhältnisse, Krach, schreiende Verwundete (Darsteller) und eine unübersichtliche Lage fordern die Teilnehmer.

Hier galt es nicht nur sicher zu entscheiden, wer als erster versorgt wird um lebensbedrohliche Situationen zu meistern...

...sondern auch mit Material zu improvisieren...

...und einen Sammelpunkt einzurichten, sowie Dokumentation für die nachrückenden Rettungskräfte und die Weiterversorgung.

Die nächste Station fokussierte das Thema kritische Blutungen. Neben der Vorstellung von idealen Versorgungsmaterialien und improvisierten Materialien...

...konnten die Teilnehmer hier direkt ausprobieren und üben.

Weiterhin wurde das Thema Tourniquet in einem Vortrag, Material/Modellkunde und Hands-on behandelt.

Bei der Atemwegssicherung war der Schwerpunkt auf den kritischen Spannungspneumothorax gesetzt.

Hier wurde nicht nur die schnelle Hilfeleistung geübt, sondern es wurden auch tolle Hilfsmittel vorgestellt, mit denen man kostengünstig trainieren kann.

Weiterhin wurde die Notkoniotomie, also der Luftröhrenschnitt behandelt.

Unter Aufsicht und Anleitung konnte hier jeder Teilnehmer selbst Hand anlegen.

In der nächsten Station ging es um die Verbringung und den Transport von Verwundeten.

Es wurden die gängigen Tragen gezeigt, aber auch improvisierte Methoden wie Schlauchband oder die Rettungsdecke, um im Notfall auch ohne professionelle Ausrüstung arbeiten zu können.

Care under Fire war das Thema der nächsten Station. Dieser Punkt war besonders spannend für die gemischten Teilnehmer, da der Fokus zwischen Polizei, Militär, Feuerwehr und Rettungsdienst unterschiedlich gewichtet wird.

Während Feuerwehr und Rettungsdienst die Erstvorsgung im Fokus haben, schaut die Polizei oder das Militär zunächst auf die Bedrohungslage - hier konnte der "Blick" und die Priorisierung perfekt geübt werden - mit anschließender Auswertung durch die Ausbilder.

Bevor wir einen Blick auf die Industrie werfen, schauen wir uns noch die letzte Station an: Hier ging es um das Thema Low Light.

Die Teilnehmer hatten hier die Möglichkeit mit schwachem Licht eine Versorgung vorzunehmen (Blutstillung) und gleichzeitig auch kritisch zu prüfen, wie die Wahrnehmung von z.B. Blut auf verschiedenen Stoffen unter unterschiedlichen Lichtbedingungen ist.

Darüber hinaus wurde auch die Möglichkeit geboten, mit Nachtsichtgeräten zu arbeiten. Hier bekamen die Teilnehmern einen Einblick, wie sehr man sich auf auf das Sehen und Identifizieren von Farben verlässt, die bei monochromer Nachtsichttechnik fehlen (z.B. rotes Blut auf schwarzen Handschuhen - ganz schlecht zu sehen).

Die letzte Station war der Industrie vorbehalten, die nicht nur Material für die Veranstaltung bereit gestellt haben, sondern auch finanziell unterstützen, um den Preis für die Teilnehmer sogar zu senken gegenüber dem Vorjahr. Im Bild sieht man den "Combat Carl" von Erler Zimmer, der für das Training im CUF Modul verwendet wurde. Combat Carl wurde in enger Zusammenarbeit mit der Bundeswehr und Spezialeinheiten entwickelt und bietet alle wichtigen Funktionen für TCCC und TECC-Trainings. Durch die robuste Beschaffenheit und Flexibilität in den Extremitäten eignet sich Combat Carl ideal für ein professionelles Training im zivilen und militärischen Sektor. Mit Hilfe von Combat Carl kann das komplette MARCH Schema abgebildet werden:
M - Versorgung massiver Blutungen (Massive Bleeding)
A - Atemwege ( Airway)
R - Atmung ( Respiration)
C - Kreislauf ( Circulation)
H - Unterkühlung / Kopfverletzungen ( Hypothermia/Head)

Bei Cosinuss dreht sich alles um Sensorik. Mit dem C-Med Alpha hat Cosinuss ein In-Ear-System entwickelt, das Vitalparameter erfasst, die direkt auf Smartgeräte übertragen werden können. So ist ein permanentes Monitoring möglich, ohne umständlich mehere Parameter einzeln erfassen zu müssen.
Im Video wird das einfache Anlegen des Sensors gezeigt.

Bei VBM Medical hat man die Schwerpunkte auf Atemwegsmanagement, Anästhesie und Intensivpflege sowie elektrische und manuelle Tourniquets gelegt. Wenn keine Intubation oder Beatmung durchgeführt werden kann, ist eine Koniotomie als Notfalltechnik für eine CICO Situation (Cannot Intubate / Cannot Oxygenate) vorgesehen - hier hat VBM unter anderem ein praktisches Set mit am Stand, das wir uns ansehen durften.

Bei Meier Medizintechnik waren ganz neu und exklusiv die neuen Produkte von nextRESCUE zu bestaunen. Wir haben uns die komprimierte Gaze angeschaut, die mit einer schlauen Zusatzverpackung nicht mehr über die Schulter gelegt werden muss oder in Dreck/Blutpfützen fallen kann.

Bei Wero zeigt man uns die neue XShear Mini, ein kompakterer Ableger der schneidstarken XShear. Diese Schere ist nicht nur kompakter bei fast gleicher Schnittleistung, sondern auch noch mal günstiger - ideal für kleine oder Ankle-IFAKs!

Zum Schluss statten wir noch Lindnerhof Taktik einen Besuch ab, die im Bereich IFAK (Individual First Aid Kit) schon länger Nylon-Produkte im Portfolio haben, aber bereits tief in der Entwicklung für neue Modelle stecken, wo die Teilnehmer die Prototypen bewerten konnten. Die können wir hier leider nicht zeigen, dafür zeigen wir Euch aber die leichten Einsatzrucksäcke...

...für die es inzwischen auch Klett-Module für eine SAN-Ausstattung gibt. So kann jeder Rucksack individuell auf den Einsatz abgestimmt und bestückt werden.

Fazit:
Das war unser Bericht über den Praxistag für taktische Einsatzmedizin der Capsarius Akademie. Wir haben sehr viel mitgenommen und sind der Meinung, dass Carsten hier mit seinem Unternehmen ein echte Bereicherung in diesem Segment ist. Ob es im nächsten Jahr wieder einen Praxistag für taktische Einsatzmedizin geben wird ist noch ungewiss, aber Ihr solltet auf jeden Fall einen Blick auf die Homepage und die Social Media Kanäle der Capsarius Akademie für weitere Lerninhalte und Updates werfen:
Interesse geweckt? Etwas weiter unten findest du eine kleine Auswahl an passenden Beiträgen:








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